Synopsis
Die Bundesdeutschen, vor allem die Westdeutschen, verstehen sich in ihrer großen Mehrheit seit Jahrzehnten als gute Demokraten, als Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft und als Freunde und Partner des Westens. Heute scheint das selbstverständlich, doch nichts davon ist vom Himmel gefallen. Als bei Kriegsende die Alliierten nach Deutschland kamen, trafen sie auf ein Volk von Mitläufern, das auf die Verheerungen und Verbrechen des Krieges vielfach sprachlos und politisch orientierungslos reagierte.
‘Operation Wunderland’ enthüllt zum ersten Mal wie die USA sich nach dem Krieg Westdeutschland nach ihren Wünschen gestalteten. Alle entscheidenden Fäden hinter den Kulissen zogen in der Zeit nach 1945 die Amerikaner. Das Maß dieser Einflussnahme reichte weit über Entnazifizierung, Umerziehung und Marshall-Plan hinaus. Amerikanischen Propagandaexperten gelang es, die öffentliche Meinung in Deutschland so geschickt zu beeinflussen, dass im demokratischen Prozess immer das herauskam, was Washington vorgab.
Mit Hilfe von namhaften Zeitzeugen, die zum ersten Mal offen über ihre Arbeit im Nachkriegsdeutschland sprechen, erzählt ‘Operation Wunderland’, wie Amerikas Propaganda funktionierte. Während Zeitungen und Rundfunk die Köpfe der Deutschen gewinnen sollten, hatten amerikanische Propagandafilme die Aufgabe, die Herzen der Menschen zu erreichen. Als harmlose Vorfilme liefen hunderte solcher US-Propagandafilme in den westdeutschen Nachkriegskinos. Zahlreiche dieser Filme sind erhalten. Sie sind noch nie systematisch ausgewertet worden, dabei sind sie ein ungeheuer aufschlussreiches Zeugnis der politischen und gesellschaftlichen Atmosphäre der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie erlauben einen zu weiten Teilen neuen, häufig auch amüsanten Blick auf die Irrungen und Wirrungen bis zur Entstehung der Bundesrepublik. Eindrucksvoll belegen sie, dass die amerikanische Auslandspropaganda in Westdeutschland nichts dem Zufall überließ – weder die Wahl einer liberalen Wirtschaftsordnung, noch die Wahl eines amerikatreuen Kanzlers.
Beim Einmarsch in Deutschland hatten die Amerikaner ein festes Feindbild: Jeder Deutsche war ein Nazi. Die grauenhaften Funde bei der Befreiung der Konzentrationslager bestärkten sie in dem Eindruck, dass man zunächst die Deutschen radikal mit ihrer Schuld konfrontieren müsse. Schon bald jedoch zeigte der Alltag, dass die Besatzungspolitik auch Kompromisse und Zugeständnisse erlaubte, ja mitunter sogar erforderlich machte. Die Strategen, die in Washington die Grundlagen der Herrschaft in den Westzonen formulierten, versuchten deshalb bald, den Deutschen das kleine Einmaleins demokratischen Verhaltens näherzubringen – z. B. die Grundregeln des Diskutierens oder der politischen Partizipation. Unter dem Eindruck des kommunistischen Vormarsches in Osteuropa begannen sie sogar, die Deutschen als Freunde und politische Verbündete zu umwerben. Die Reaktionen waren zunächst lau. Erst die Berliner Luftbrücke brachte den Durchbruch zu gegenseitigem Vertrauen.
Die drei Folgen erzählen mit vielen Filmausschnitten, mit Zeitzeugen, die entscheidend an der Gestaltung der amerikanischen Besatzungspolitik beteiligt waren oder sie auf deutscher Seite erlebt haben, und mit kenntnisreichen Experten von den drei wesentlichen Etappen der Neuorientierung der Köpfe: von der Umerziehung zur Demokratie (Teil 1), von der Einübung in die Marktwirtschaft (Teil 2) und von der Einbindung in den Westen (Teil 3).